Nur 17 Prozent können sich Pflegeberuf auf jeden Fall vorstellen – Erhebliche Verbesserungen erforderlich, um mehr junge Menschen für diesen Beruf zu gewinnen
St. Pölten (OTS) – Erstmals wurden Jugendliche befragt, wie sie zum Pflegeberuf stehen und welche Ansichten sie mit dieser Thematik verbinden. „Dabei wird deutlich, dass der Pflegeberuf aktuell keine allzu attraktive Option für die Jugendlichen ist. Es braucht daher auf mehreren Ebenen erhebliche Verbesserungen, um mehr junge Menschen für diesen Beruf zu gewinnen“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Die Umfrage des Instituts für Jugendkultur im Auftrag der Arbeiterkammer Niederösterreich liefert wichtige Erkenntnisse, die den Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister und Ulrike Königsberger-Ludwig am Montag präsentiert wurden.
Nur 17 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 können sich auf jeden Fall vorstellen, einen Pflegeberuf zu ergreifen. Ein Viertel (24 Prozent) hält es für möglich, in die Pflege zu gehen, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden. Jene Befragten, die sich vorstellen können in die Pflege zu gehen, wollen dann in erster Linie mit Jugendlichen arbeiten (52 Prozent) oder mit kleinen Kindern, die pflegebedürftig sind (47 Prozent). Mit alten Menschen, die den Großteil im Pflegewesen ausmachen, möchte lediglich ein Drittel (33 Prozent) arbeiten.
Bemerkenswert ist dabei jedoch, dass rund jede/r zweite Jugendliche Erfahrungen mit informeller Pflege hat und selbst bereits mitgeholfen hat, in der Familie ein schwer erkranktes oder altes Familienmitglied zu pflegen. Mädchen und Burschen sind hier gleichermaßen betroffen. Auch zwischen den Bildungsgruppen der Jugendlichen zeigen sich bei den informellen Pflegeerfahrungen im familiären Umfeld keine Unterschiede.
Diese Ergebnisse machen mehr als deutlich, dass es Aufklärung und realitätsnahe Informationen braucht, wie sich der Pflegeberuf tatsächlich gestaltet und welche Anforderungen hier an die jungen Menschen gestellt werden. Daher ist es so wichtig, das Pflichtfach „Berufsorientierung, soziale Kompetenzen und Gesellschaftskunde“ in der 5. bis 8. Schulstufe an allen Schularten umzusetzen. Praxisnahe Inhalte zu beruflichen Zukunftschancen bringen wesentliche Vorteile für alle Beteiligten.
„Wir reden mit der Jugend, und nicht über die Jugend“, betont Wieser. Die Jugendlichen wissen genau was sie wollen und welche Erwartungen sie generell von der Arbeitswelt haben, was in der Studie ebenfalls abgefragt wurde. Für 57 Prozent steht dabei eine gute Bezahlung im Mittelpunkt, ebenso ein sicherer Arbeitsplatz (51 Prozent), ausreichend Freizeit neben dem Beruf (46 Prozent) sowie gute Aufstiegs- und Karrierechancen (45 Prozent). Daher bleibt die Forderung der AK Niederösterreich und des ÖGB Niederösterreich, den Pflegeberuf aufzuwerten, aktueller denn je: Das betrifft vor allem das Entgelt, die Qualifikation und die Arbeitsbedingen. Also genau jene Faktoren, die von den Jugendlichen bei der Berufswahl als maßgeblich erachtet werden. „Diese Studie ist ein klarer Beleg und ein Auftrag für die Politik, die Rahmenbedingungen für die Pflege deutlich zu verbessern. Wir bringen uns jederzeit mit unserer Expertise ein, um konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten“, so Wieser.